Νοουμενον und φαινομενον.
Die Eleaten zuerst hatten den Unterschied, ja öfteren Widerstreit entdeckt
zwischen dem Angeschauten, φαινομενον, und dem Gedachten,
νοουμενον, und hatten ihn zu ihren Philosophemen, auch zu Sophismen,
mannigfaltig benutzt. (W. I, 84 fg. P. I, 36 fg.) Der von Kant
ganz übersehene Unterschied zwischen abstrakter und anschaulicher Erkenntnis
war es, welchen die alten Philosophen durch φαινομενα und
νοουμενα bezeichneten und deren Gegensatz und Inkommensurabilität
ihnen so viel zu schaffen machte, in den Philosophemen der Eleaten, in
Platons Lehre von den Ideen, in der Dialektik der Megariker, und
später den Scholastikern, im Streit zwischen Nominalismus und Idealismus.
Kant aber, der auf eine unverantwortliche Weise die Sache
gänzlich vernachlässigte, zu deren Bezeichnung jene Worte φαινομενα
und νοουμενα bereits angenommen waren, bemächtigte sich nun der
Worte, um seine Dinge an sich und seine Erscheinungen damit zu bezeichnen.
(W. I, 566.)